Das moderne Collegium musicum
Das moderne Collegium musicum wurde nach der Wende als zentrale Einrichtung der Universität gegründet. Der Begriff beschreibt nun nicht mehr wie in früheren Zeiten ein einzelnes Ensemble, sondern die gemeinsame Organisationsstruktur für das Akademische Orchester und den Universitätschor mit Kammerchor.
Beide Ensembles wurden jedoch bereits in den 1950ern gegründet. Bevor es den „großen“ Universitätschor gab, gab es viele kleinere Chören an den einzelnen Instituten. Das Bestreben, einen zentralen Chor der gesamten Universität zu gründen, war dem Anlass geschuldet, dass ein Klangkörper gesucht wurde, um Halle und die Universität beim 1. Deutschlandtreffen der FDJ Jugend 1952 zu repräsentieren. Der erste Leiter dieses Chores wurde Carlferdinand Zech.
1984 war ein folgenreiches Jahr für die Universitätsmusik: Sowohl das Akademische Orchester, als auch der Universitätschor, haben mit Matthias Erben (AO) und Jens Lorenz und Jens Arndt (Chor) auf einen Schwung neue Dirigenten erhalten, die über Jahrzehnte hinweg die Ensembles in enger Kooperation leiten sollten und die gegenwärtige Universitätsmusik gestalten. Jens Lorenz und Jens Arndt leiten den Chor bis heute, Matthias Erben hat 2021 die Leitung an Daniel Spogis abgetreten.
Schon in den 1980ern etablierten die neuen Dirigenten eine Kooperation der Ensembles mit der Konzertreihe „Hallesche Universitätsmusiken“. Wie auch in Lehre und Forschung wird hier ein Schwerpunkt auf mitteldeutsche Komponisten gelegt, neben Händel, insbesondere Telemann und Johann Friedrich Fasch. Für sein Engagement erhielt Jens Lorenz 1995 von der Stadt Zerbst den Fasch-Preis.
Der Chor hat unter Jens Lorenz und Jens Arndt ein beachtliches und sehr diverses Profil erlangt; Neben a capella-Programmen aus allen Epochen, werden in den letzten Jahrzehnten auch vermehrt größere chorsinfonische Projekte realisiert:
Eine Auswahl der letzten Jahre umfasst: Alexanders Feast von Händel 2018 mit dem Händelfestspielorchester, Paul Mc Cartneys „Liverpool Oratorium“ 2019 mit der Staatskapelle Halle, und mein persönliches Highlight, das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms 2019 mit der anhaltinischen Philharmonie Dessau.
Auch das Akademische Orchester unter Matthias Erben hat ein sehr gutes Niveau erreicht: Es wird die große romantische Literatur gespielt, etwa Sinfonien von Beethoven, Brahms, Atterberg, oder Dvorak, aber auch Solokonzerte, etwa Elgars Cello-Konzert, op. 85 mit Zuzanna Sosnowska, oder das Violin-Konzert von Johannes Brahms mit Marian Kraew. Martijn Dendievel wurde jahrelang als Gastdirigent in den Wintersemestern empfangen.
Daniel Spogis führt das Orchester ambitioniert weiter: In seinem ersten Jahr im Amt realisiert er das Mahler-esque Oratorium „Joram“ des deutsch-jüdischen Komponisten Paul Ben-Haim in Kooperation mit dem Leipziger Synagogalchor unter Leitung von Ludwig Böhme.